Und die Sonne wollt‘ vor Neid erblassen,
als sie das Antlitz des Mondes sah.
So vornehm die Blässe,
so silbern der Glanz,
genauso wunder- wie auch sonderbar.
Doch der Mond, ganz beschämt
zog, wie immer vergrämt,
seine Kreise auf einsamer Bahn.
Seine Haut voller Narben,
die sich niemand verbargen,
seine Miene war stets wie gelähmt.
Und die Sonne, sie strahlte vor Freude,
wann immer er nah kam, der Mond.
Und er merkte langsam, erst nach einer Weile,
dass es wärmer war als gewohnt.
Er erblickte die Sonne, doch gleich schrak er zurück,
so viel Schönheit war ihm nicht geheuer.
Die Sonne erkannte die Sorge des Mondes
und noch glühender wurde ihr Feuer.
„Herr Mond“, sprach sie zu ihm,
„sagt, fürchtet Ihr mich?“
Ihre Stimme war lieblich und zart.
„Frau Sonne, ich bin Eurer Schönheit nicht würdig.“
Er wandte sich ab, kehrte um sein Gesicht,
damit er ihr den Anblick erspart.
„Mein Herr, bitte zeigt Euch!
Ihr irret gar sehr!
Ich wäre betrübt und mir verginge mein Leuchten,
wenn Euer anmutig Antlitz nicht wär‘!“
„Scheut Ihr nicht meine Narben?“
„Nein, denn in ihnen getragen
wird Euer Wesen und Sein!“
Der Mond spürte ihr Brennen
und so konnt‘ er erkennen:
Die Liebe der Sonne war rein!
Noch scheu, doch ermutigt nun, wagte der Mond,
sich der Sonne noch einmal zu zeigen.
Beider Blicke gebannt und mit Freude belohnt,
wollten sie gleich zum Tanz sich verneigen.
Und nun kreisen sie fort voller Sehnsucht und Liebe
für immer zu zweit doch auf ewig allein.
Vor Verlangen verbrennend,
stets rastlos und rennend,
können sie doch zusammen nicht sein.
Blickt zum Himmel herauf,
wo das liebende Paar nun im ewigen Tanze vereint.
Seht den Mond sie verehren,
sich des Tages erwehren,
wenn die Sonne dereinst nicht mehr scheint.
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