In einer warmen Sommernacht,
der kältesten seit Jahren,
wurde er zur Welt gebracht,
im Alter von fünf Jahren.

Sein Körper nackt von Kopf bis Fuß
mit weichem, dichtem Fell,
die Haare dunkel, schwarz wie Ruß,
doch glänzend blond und hell.

Das war der Drache Stanislaus,
schwamm träumend auf der Wiese.
Gigantisch groß wie eine Maus
und winzig wie ein Riese.

Sein Lieblingsessen, das war klar,
war Fleisch noch roh mit Knochen.
Doch weil er völlig Zahnlos war,
konnt‘ er nur Suppe kochen.

Sein Drachenfeuer glühend heiß
und Rauch stieg auf als Wolke.
Doch meistens blieb die Flamme kalt,
Gefrierbrand war die Folge.

„Sieh Dir dieses Untier an,
ist es nicht schrecklich niedlich?
Es richtet nur Verderben an,
so klein und lieb und friedlich!“

So redeten die Leute oft
und Stanislaus war traurig.
Er wollt‘ ein lieber Drache sein,
ganz fürchterlich und schaurig.

So brach er auf und flog durchs Land,
weit trugen seine Beine,
macht‘ hoch am Himmel Pause oft,
denn Flügel hat er keine.

Und wenn er nicht gestorben ist,
faucht er und beißt noch heute
und schmust und kratzt, verbrennt und küsst
und kuschelt seine Beute.

Wenn Du ihn wirklich einmal siehst,
so müsste ich sehr lachen.
Ich glaube, das ist alles Quatsch,
es gibt gar keine Drachen.

Der kleine Drache Stanislaus

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